Schulversuch an der VS 9

Jahrgangsgemischte Klassen 

nach den Prinzipien der Montessori Pädagogik

 

 

“Eine Mutter kann vielleicht sechs Kinder haben und doch eine geordnete
Haushaltung. Sind Zwillinge, Drillinge oder gar Vierlinge da, dann beginnen die
Schwierigkeiten, denn für vier Kinder zu sorgen, die im gleichen Augenblick
die gleichen Bedürfnisse haben, ist eine schwierige Aufgabe.
In Familien, in denen das erste Kind schwierig ist, bringen die folgenden
Kinder oft keine Probleme mit. Man meint, das käme daher, weil die Eltern nun
mehr Erfahrung hätten, aber die Ursache ist die, dass die Kinder nun ihre
soziale Umgebung haben.“


Maria Montessori


Jahrgangsgemischte Klasse

 

nach den Prinzipien der Montessori – Pädagogik

1.   Ausgangslage:

 

  • Schule und Gemeinschaft befinden sich im Wandel
  • Durch die zunehmende Zahl von Einkind- und sogenannten Einelternfamilien weisen immer mehr Kinder soziale Erfahrungsdefizite auf.
  • Viele Lehrer/innen klagen über verstärkte Aggression und Intoleranz ihrer Schülerinnen und Schüler.
  • Teamarbeit, selbstständiges Denken und Handeln, Unabhängigkeit, optimale Nutzung der kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten werden von der Gesellschaft gefordert.

Dem Projekt liegt die Hypothese zugrunde, dass die jahrgangsgemischte Klasse eine größere Chance zur Entwicklung von Selbstständigkeit und sozialer Verantwortung bietet.

Innerhalb der Montessori-Pädagogik stellt der Unterricht in altersheterogenen Lerngruppen das zentrale Element einer leistungsorientierten wie auch kindgemäßen Grundschule dar.

Im Gegensatz zu früher oft aus organisatorischen Gründen entstandenen Mehrstufenklassen (niederorganisierte Schulen) handelt es sich bei diesem Schulversuch um ein bewusst gestaltetes pädagogisches Konzept.

 

2.   Projektziele

 

2.1 Durch eine natürliche Lerngemeinschaft soll das Miteinander- und Voneinander - Lernen ermöglicht werden.

 

2.2. Die Kinder sollen eine klare Perspektive für ihre eigene Entwicklung bekommen und sich in wechselnden sozialen Positionen erfahren können. Das jüngere Kind lernt vom älteren, das ältere Kind muss sein Wissen ordnen, um es informativ und verständlich mitteilen zu können. Eigene Unklarheiten werden dem informierenden Kind deutlich und zwingen in diesem Prozess zur Klärung.

 

2.3. Das Verantwortungsbewusstsein der Kinder soll gestärkt werden. Achtung voreinander und Interesse aneinander erwachsen aus gegenseitiger Hilfe bei schulischen Arbeiten und Aufgaben. Rituale, Lernkultur und Klassenleben können von älteren Kindern an jüngere weitergegeben werden. Dadurch wird die Lehrerin entlastet und hat mehr Zeit, individuell auf jedes einzelne Kind einzugehen.

 

2.4. Durch individualisierende Unterrichtsformen sollen sowohl lernschwache als auch besonders begabte Kinder besser gefördert werden. Der Einsatz von didaktischen Lernmaterialien erlaubt dem Kind, sich in eigenem Tempo Lerninhalte selbstständig zu erarbeiten. Lernen am Modell wird ermöglicht. Die Kinder können sich mit weiterführenden Inhalten (über den Lehrplan der jeweiligen Schulstufe hinaus) beschäftigen.

 

3.  Aussagen zu Lehrplan und Unterricht:

3.1. Es besteht für jedes Kind die Möglichkeit, die Volksschule in drei bis fünf Jahren zu durchlaufen. Wechsel in die Vorschulstufe, Repetieren oder Überspringen einer Schulstufe sind innerhalb des Klassenverbandes durchführbar.

 

3.2. Der Schulversuch ist auch für die Kinder mit SPF offen. Unterricht nach dem Lehrplan der ASO oder dem S-Klassen-Lehrplan ist möglich. Anzahl der SPF-Kinder und Einsatz der Sonderpädagogin/des Sonderpädagogen unterliegen den gesetzlichen Bestimmungen für Integrationsklassen.

 

4.   Organisation / Schülerzahlen:

 

Als optimale Altersmischung sieht Montessori die Zusammenfassung dreier Jahrgänge, wie dies z. B. im Kindergarten allgemein üblich ist. Die vierjährige Grundschulzeit stellt hierbei ein Problem dar.

 

Im Versuch wird die Mischung dreier Jahrgänge erprobt, wobei immer einer fehlt
(1,2,3 – 2,3,4 – 3,4,1 – 4,2,1). Dadurch wird gewährleistet, dass ein neu hinzukommender Jahrgang nicht zu „klein“ wird. Den Kindern wird so die Möglichkeit gegeben, sich mit der zugehörigen Altersgruppe zu identifizieren und gleichaltrige Freunde und Freundinnen zu finden. Optimale Schülerzahl: 24 (8 Kinder pro Jahrgang). Die Integration von Kindern mit SPF ist in jeder Schulstufe möglich (4 – 6 SPF-Kinder insgesamt).

 

5.   Übersicht der Schulstufen

 

Durch die Führung von drei jahrgangsgemischten Klassen kann die Stundentafel erfüllt werden, ohne in die Struktur altershomogener Klassen an derselben Schule einzugreifen. So kann im Werkunterricht und auch im Fach „Bewegung und Sport“, ein Jahrgang klassenübergreifend zusammengefasst werden.

Darüber hinaus können nach Bedarf jahrgangshomogene Gruppen für Lehrausgänge, Projektwochen ... gebildet werden.

 

6.   Lehrer/innen-Einsatz:

 

Die jahrgangsgemischte Klasse wird nach dem Klassenlehrerprinzip geführt. Für Kinder mit SPF wird entsprechend der geltenden Regelungen eine Sonderpädagogin/ein Sonderpädagoge eingesetzt.

 

7.   Kosten:

Dieser Schulversuch ist kostenneutral.

 

8.   Wissenschaftliche Begleitung / Evaluation:

 

Ob und in welchem Ausmaß die Projektziele auch tatsächlich erreicht wurden, wurde durch systematische wissenschaftliche Begleitforschung (durch Dr. Ferdinand Gupfinger) in den ersten 3 Jahren des Schulversuches geklärt. Die durchwegs sehr positiven Ergebnisse liegen in einem Endbericht „Jahrgangsgemischte Klassen nach den Prinzipien der Montessori-Pädagogik, PADL-VS9“ vor.

Siehe auch: Erziehung und Unterricht, 152. Jahrgang, 3-4/2002, S. 485-501, öbv&hpt, Wien.

 


Maria Neuhauser

 

Du groß, und ich klein

 

(Von- und Miteinanderlernen in einer jahrgangsgemischten

Montessori-Klasse in Wels) 

 

1.         Jahrgangsgemischt unterrichten: Ziele, Organisation

 

Durch den Besuch einer jahrgangsgemischten Klasse versteht das Kind schon früh, was in vielen Einkind- oder Einelternfamilien keine Selbstverständlichkeit mehr ist: „Jeder ist anders und an einer anderen Stelle seines Entwicklungsprozesses. Jeder arbeitet anders, jeder hat sein eigenes Tempo, erschließt sich die Dinge auf andere Weise – und das ist gut so.“(Werner in Christiani 2005, S.23). Für einige Kinder bietet die Jahrgangsmischung einen „Geschwisterersatz“.

 

„Du groß, und ich klein“ – so lautet der Titel eines Bilderbuches von Gregoire Solotareff. „Ein kleiner, einsamer Elefant wird von einem Löwen aufgenommen. Fürsorglich begleitet der Löwe ihn auf dem Weg in die Welt der Großen. Der Elefant – selbst groß geworden – erwidert die Liebe und Fürsorglichkeit auch, als der Löwe gealtert ist. Mit dieser Metapher vom Nehmen und Geben zwei so unterschiedlicher Tiere kann der Blick auf die „family group“ in einer altersgemischten Klasse gerichtet werden.

 

Eltern verstehen dieses Bild, Lehrerinnen und Lehrer auch: Große und Kleine leben und lernen sowohl in der Familie als auch im Kindergarten miteinander und voneinander. So lädt dieses Bild ein, einzusteigen in eine Schulentwicklung, die eine Veränderung der Lerngruppen von Jahrgangsklassen hin zu jahrgangsübergreifenden Klassen anregt und ermöglicht.“ (Sengelhoff in Christiani 2005, S.27)

 

1.1       Wie alles begann:

 

Der Ausgangspunkt unseres Schulversuches war eine Diskussion im Rahmen der Krimmler Montessori Tage 1998 mit Renilde Montessori, der Enkelin von Maria Montessori. Sie wies damals nachdrücklich darauf hin, dass eine gemischte Gruppe dreier Altersjahrgänge sich außerordentlich fruchtbar und positiv auf die soziale Entwicklung auswirke, und daher unverzichtbar sei.

 

Der anwesende Landesschulratspräsident, Dr. Johannes Riedl, ermöglichte es, sodass wir seit 1999 in Wels zwei jahrgangsgemischte Klassen mit Integration nach den Prinzipien der Montessori Pädagogik an der VS9 Vogelweide führen können. 2009 kam aufgrund hoher Nachfrage eine dritte Klasse dazu.

 

Dem Projekt liegt die Hypothese zugrunde, dass die jahrgangsgemischte Klasse eine größere Chance zur Entwicklung von Selbstständigkeit und sozialer Verantwortung bietet.

 

„Eine Mutter kann vielleicht sechs Kinder haben und doch eine geordnete Haushaltung. Sind Zwillinge, Drillinge oder gar Vierlinge da, dann beginnen die Schwierigkeiten, denn für vier Kinder zu sorgen, die im gleichen Augenblick die gleichen Bedürfnisse haben, ist eine schwierige Aufgabe.

 

In Familien, in denen das erste Kind schwierig ist, bringen die folgenden Kinder oft keine Probleme mit. Man meint, das käme daher, weil die Eltern nun mehr Erfahrung hätten, aber die Ursache ist die, dass die Kinder nun ihre soziale Umgebung haben.“ (Maria Montessori)

 

Innerhalb der Montessori-Pädagogik stellt der Unterricht in altersheterogenen Lerngruppen das zentrale Element einer leistungsorientierten wie auch kindgemäßen Grundschule dar.

 

Im Gegensatz zu früher oft aus organisatorischen Gründen entstandenen Mehrstufenklassen (niederorganisierte Schulen) handelt es sich bei diesem Schulversuch um ein bewusst gestaltetes pädagogisches Konzept.

 

1.2       Projektziele:

 

·     Durch eine natürliche Lerngemeinschaft soll das Miteinander- und Voneinander-Lernen ermöglicht werden.

 

·   Die Kinder sollen eine klare Perspektive für ihre eigene Entwicklung bekommen und sich in wechselnden  sozialen Positionen erfahren können.

 

Das jüngere Kind lernt vom älteren, das ältere Kind muss sein Wissen ordnen, um es informativ und verständlich mitteilen zu können. Eigene Unklarheiten werden dem informierenden Kind deutlich und zwingen in diesem Prozess zur Klärung.

 

·     Das Verantwortungsbewusstsein der Kinder soll gestärkt werden.

 

Achtung voreinander und Interesse aneinander erwachsen aus gegenseitiger Hilfe bei schulischen Arbeiten und Aufgaben. Rituale, Lernkultur und Klassenleben können von älteren Kindern an jüngere weitergegeben werden. Dadurch wird die Lehrerin entlastet und hat mehr Zeit, individuell auf jedes einzelne Kind einzugehen.

 

·    Durch individualisierende Unterrichtsformen sollen sowohl lernschwache als auch besonders begabte Kinder besser gefördert werden.

 

Der Einsatz von didaktischen Lernmaterialien erlaubt dem Kind, sich in eigenem Tempo Lerninhalte selbstständig zu erarbeiten. Lernen am Modell wird ermöglicht. Die Kinder können sich mit weiterführenden Inhalten (über den Lehrplan der jeweiligen Schulstufe hinaus) beschäftigen.

 

Ob und in welchem Ausmaß diese Projektziele auch tatsächlich erreicht wurden, wurde durch systematische wissenschaftliche Begleitforschung (durch Dr. Ferdinand Gupfinger) geklärt. Die durchwegs sehr positiven Ergebnisse liegen in einem Endbericht „Jahrgangsgemischte Klassen nach den Prinzipien der Montessori-Pädagogik, PADL-VS9“ vor.

 

1.3       Organisation / Schülerzahlen:

 

Als optimale Altersmischung sieht Montessori die Zusammenfassung dreier Jahrgänge, wie dies z.B. im Kindergarten allgemein üblich ist. Die vierjährige Grundschulzeit stellt hierbei ein Problem dar.

 

Im Versuch wird die Mischung dreier Jahrgänge erprobt, wobei immer einer fehlt (1,2,3 – 2,3,4 – 3,4,1 – 4,2,1). Dadurch wird gewährleistet, dass ein neu hinzukommender Jahrgang nicht zu „klein“ wird. Den Kindern wird so die Möglichkeit gegeben, sich mit der zugehörigen Altersgruppe zu identifizieren und gleichaltrige Freunde und Freundinnen zu finden

 

Optimale Schülerzahl: 24 ( 8 Kinder pro Jahrgang)

 

Die Integration von Kindern mit SPF ist in jeder Schulstufe möglich (4 – 6 SPF-Kinder insgesamt).

 

Im Schuljahr 99/00 wurde eine bestehende 3. I – Klasse auf zwei Klassen aufgeteilt. Jeweils 8 bzw. 9 Kinder aus der 1. Schulstufe kamen dazu. Im darauf folgenden Jahr  wurden wieder 6 Schulanfänger aufgenommen. Seither läuft ein Rotationsprinzip:

 

 

Übersicht Schüleraufteilung nach Schulstufen und Klasse:

 

 

Schulstufe

 

 

 

Schuljahr

Klasse

1.

2.

3.

4.

Summe

2005-2006

JMa

9

6

7

2

23

JMb

8

7

9

-

24

2006-2007

JMa

-

9

5

9

24

JMb

-

8

7

9

24

2007-2008

JMa

10

-

8

6

23

JMb

7

-

10

7

24

2008-2009

JMa

7

8

-

8

23

JMb

7

7

-

10

24

2009-2010

JMa

9

6

8

-

23

JMb

9

7

8

-

24

JMc

8

9

1

4

22

 

 

2.         Freiarbeit - das Herzstück des Unterrichts

 

Basis der Unterrichtsarbeit ist die Freiarbeit nach den Prinzipien der Montessori Pädagogik. Sie ist die zentrale Unterrichtsform.

 

Mindestens 10 Stunden pro Woche findet „Freiarbeit“ statt. Freiarbeit bedeutet, dass jedes Kind sich der Arbeit zuwenden kann, die auch seinem Interesse entspricht. Die Freiheit besteht darin, dass das Kind die Möglichkeit hat, seine Lernprozesse selbst zu vollziehen. Die Kinder wählen also sowohl das Fach, mit dem sie sich beschäftigen wollen als auch die Sozialform. Das heißt, sie entscheiden, ob sie lieber alleine, zu zweit oder in der Gruppe arbeiten möchten. Diese Freiarbeit ist jedoch sicher kein "Jeder –kann –tun –was –er - mag". Es ist ein Unter­richt, bei dem die Schüler so weit als möglich die Verantwortung für ihr Lernen - unter der Obhut der Lehrerinnen - selbst übernehmen.

 

Die Freiarbeit findet täglich in den ersten zwei Unterrichtseinheiten statt. Zwei Einheiten als Block sind notwendig, damit sich Arbeitszyklen wirklich entfalten können. Diese Unterrichtsform verlangt von den Kindern ein hohes Maß an Ausdauer, Konzentration und Entscheidungsfähigkeit. Es hat sich gezeigt, dass zu Beginn des Schultages die Wahl der Arbeit und die innere Einstellung auf eine Arbeit besser gelingen, als zu einem späteren Zeitpunkt.

 

2.1       Die „Vorbereitete Umgebung“ – Mittel zum Tätigwerden

 

Montessori ist der Ansicht, dass das Kind über die Fähigkeit verfügt, sich innerhalb einer anregenden Umwelt aufzubauen, "Baumeister seiner selbst" zu sein. Aufgabe der Erzieherin ist es, eine Umgebung zu schaffen, die der kindlichen Entwicklung förderlich ist und in der es sich frei entfalten kann.

 

Der Klassenraum sollte ästhetisch gestaltet, einfach gegliedert und überschaubar sein. Eine mit Materialien, Bildern und Spielen überfüllte Klasse erdrückt das Kind. Möglichkeiten zu kreativem Gestalten, konzentrierter Arbeit und gemeinschaftlichen Aktivitäten sollten geschaffen werden. Gänge oder kleine Nebenräume können miteinbezogen werden.

 

Ein wesentliches Moment der "vorbereiteten Umgebung" stellen die von Montessori zu folgenden Bereichen entwickelten Materialien dar:

 

·      Übungen des täglichen Lebens

·      Sinnesschulung

·      Sprache

·      Mathematik

·      Kosmische Erziehung

 

Sie haben einen hohen Aufforderungscharakter, regen zur Aktivität an, sind ästhetisch und beinhalten meist eine sachliche Fehlerkontrolle. Sie ermöglichen ein Lernen in kleinsten Schritten. Das Material ist systematisch aufgebaut. Das Kind kann sich daher seiner individuellen Lernfähigkeit entsprechend an immer anspruchsvollere Aufgaben wagen. So macht etwa das eine Kind mit den "geometrischen Körpern" erste Erfahrungen mit den Begriffen "Rollen" und "Kippen", das andere erlernt die Namen der Körper und ein drittes durchschaut höhere geometrische Zusammenhänge. Abstrakte Sachverhalte werden durch das Material veranschaulicht und konkretisiert.

 

Nach einer gezielten Einführung des Materials durch die Lehrerin (Erteilung von Lektionen) wird die selbsttätige Erarbeitung von Lerninhalten möglich. Die Lernsituation wird strukturiert, „sodass sich aus einer Fremdsteuerung durch den Lehrer zunehmend eine Selbststeuerung durch den Lerner entwickelt.“ (Fischer 2005, S.324)

 

Es besteht allerdings die Gefahr, die Montessori-Pädagogik auf die Materialien zu reduzieren. Niemals jedoch dürfen Montessoris Sichtweise des Kindes, ihre pädagogischen Grundsätze und die Materialien losgelöst voneinander betrachtet werden. Das Kind ist der Mittelpunkt!

 

2.2       "Die Lehrerin ist der lebendigste Teil der Umgebung" M. Montessori

 

Montessori fordert vom Erwachsenen eine weise = wissende Zurückhaltung. Er soll dem Kind helfen, selbstständig und damit auch unabhängig zu werden. Unter der Obhut der Lehrerin übernehmen die Kinder so weit als möglich die Verantwortung für ihr Lernen. Dies verlangt eine Pädagogin, die weitgehend auf eine mitreißende, führende Rolle verzichten kann. Nicht mehr sie bestimmt die Art, die Richtung und das Tempo des Lernens, sondern die Kinder wählen ihren individuellen Bedürfnissen folgend die Arbeit.

 

Die Lehrerin muss in der Lage sein, durch gezielte Beobachtungen den jeweiligen Entwicklungsstand des Kindes zu diagnostizieren. Auf dieser Basis ist eine Umgebung zu gestalten, in der das Kind seinem Niveau entsprechend tätig werden darf. Die Materialien dienen als Hilfsmittel für die eigene Entwicklung. Die Ordnung und die Pflege der Umgebung, Kenntnis der Übungen und Materialien, Überwachung der kindlichen Arbeit, Gewährung von Entwicklungsfreiheit, Schaffung einer von pädagogischer Liebe durchdrungenen Atmosphäre und vor allem die Beobachtung gehören zu den Aufgaben der Lehrerin. Montessori legte ihre Devise einem Kind mit dem Ausspruch "Hilf mir, es selbst zu tun!" in den Mund.

 

Literatur:

 

  • Christiani Reinhold, Hrsg.: „Jahrgangsübergreifend unterrichten, Cornelsen Berlin, 2005
  • Erziehung und Unterricht: Reformpädagogik in der Grundschule, Heft 3-4, öbv 2002
  • Fischer Reinhard, Hrsg.: „Montessori Pädagogik: aktuelle und internationale Entwicklungen“, LIT Verlag, Münster 2005
  • Grundschule 2000, Zeitschrift für die Grundstufe des Schulwesens, Westermann Verlag, Heft 7-8
  •  Gupfinger Ferdinand, Neuhauser Maria u.a., Endbericht „Jahrgangsgemischte Klassen nach den Prinzipien der Montessori-Pädagogik, PADL-VS9“, unveröffentlichtes Manuskript für das bm:bwk
  • Haberl Herbert, Hrsg.: „Montessori und die Defizite der Regelschule“, Herder Verlag, Wien 1993
  • Hammerer Franz, Hrsg.: „Montessori Pädagogik heute“, Jugend und Volk, Wien 2004